Durch die Entdeckung eines Felsspalten-Depositums am Buchberg bei Wiesing im Nordtiroler Unterinntal im Jahr 1996 wurde erstmals eine Materialgruppe fassbar, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht als solche erkennbar war. Neben einem prunkvollen Kettengehänge fanden sich dort zwei vollständig erhaltene Bronzeblechgürtel, wie sie in ähnlicher Form aus hallstattzeitlichen Grabfunden des nordalpinen Raumes, sowie aus Hallstatt selbst hinlänglich bekannt sind. Die technische Ausführung der Nordtiroler Stücke ist jedoch grundverschieden und ließ bereits damals an eine lokale Werkstätte denken.
In der Zwischenzeit ist die Gesamtzahl an derartigen Blechgürteln durch gezielte Untersuchungen, Notgrabungen sowie Streufunde auf beinahe hundert ursprünglich bestehende Stücke angestiegen, wobei das Verbreitungsgebiet fast ausschließlich auf das Unterinntal beschränkt bleibt. In Anbetracht dieses Zuwachses schien es gerechtfertigt dieser Materialgruppe eine umfassende Studie zu widmen, deren Ergebnisse in diesem Vortrag vorgestellt werden sollen. Um ein möglichst umfassendes Bild der Nordtiroler Blechgürtel zu erlangen, wurden stilistische und herstellungstechnische Analysen vorgenommen. Mittels detaillierter Punzanalyse wurde versucht einigen Fragen in Hinblick auf die Werkstätten nachzugehen. Während die absolute Datierung aufgrund fehlender Grabfunde noch Schwierigkeiten bereitet, gelang es doch eine relative Abfolge in der Entwicklung dieser charakteristischen Nordtiroler Trachtbestandteile herauszustellen.