Zu den wichtigsten Aufgaben archäologischer Disziplinen gehören die Rekonstruktion von historischen Prozessen und Zuständen. Dies gilt insbesondere für architektonische Zeugnisse aller Art, die durch unterschiedliche Forschungsdisziplinen untersucht werden. Stehen noch Gebäudeteile aufrecht, so ist es an der historischen Bauforschung, diese mit den ihr eigenen Methoden zu untersuchen. Ist das aufgehende Gebäude ganz oder weitgehend verschwunden, dokumentiert die Archäologie die im Erdreich liegenden Teile. Was aber, wenn über das aufgehende Gebäude überhaupt nichts bekannt ist? Welche Aussagen vermag die Archäologie anhand ihrer Befunde zu treffen? Worin liegen ihre Grenzen? In welchen Punkten kann die Archäologie von der historischen Bauforschung profitieren? Oder ganz museal: lohnt es sich virtuelle Rekonstruktionen in reale Anschauungsobjekte umzusetzen?
Der Referent will versuchen, anhand ausgewählter Beispiele aus der eigenen Tätigkeit als freiberuflicher Archäologe und Bauforscher sowie als bauhistorischer Berater am Campus Galli in Meßkirch einen kritischen Blick auf das Spektrum dieses spannenden Diskurses zwischen Archäologie und Bauforschung zu werfen. Thematisiert werden dabei die Chancen, welche sich aus der Interaktion der Disziplinen ergeben, ebenso wie Fehlentwicklungen, Über- und Unterinterpretationen.