Mittelalterliche Burgen stellen durch ihre räumliche Abgeschlossenheit gegenüber der Umwelt sowie ihrer Zuordenbarkeit zu spezifischen sozialen Eliten ein ideales Forschungsfeld für Fragen des „sozialen Raumes“ dar. Ihre Hauptfunktionen – repräsentativer Wohnsitz, herrschaftliches administratives Zentrum, Wirtschaftsort, Wehrbau – sind allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt. Hinzu kommt, dass Burgen keineswegs nur von der Burgherrenfamilie selbst bewohnt wurden, sondern auch Dienstleute, Wanderhandwerker, Händler und Gäste in unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Situierungen mit zu bedenken sind. Dieser Überlagerung von Funktionen und unterschiedlichen „sozialen Raumsettings“ stehen aus archäologischer und bauhistorischer Sicht in der Regel materielle Hinterlassenschaften gegenüber, die zwar auf Handlungsmuster schließen lassen, aber in der Regel ent-individualisiert sind. Ziel des Themenabends des Mittelalter-Arbeitskreises ist es daher, Möglichkeiten und Grenzen der Identifizierung und Interpretation von sozialen Praktiken auf Burgen aus archäologischer Sicht auszuloten: In welcher Beziehung stehen bauliche Strukturen, wandfeste Ausstattungselemente und Kleinfunde? Wie hoch ist die zeitliche und räumliche Auflösung von Handlungen? Wie und inwiefern lassen sich diese konkreten Personengruppen zuordnen? Vor allem aber: Wo sind die methodischen „Fallen“? Der Themenabend hat Workshopcharakter und richtet sich konkret an Studierende.