Die Hanse als wirtschaftliche Interessengemeinschaft prägte die hoch- und spätmittelalterliche Geschichte vieler „deutscher“ Städte. Noch heute ist in vielen, vor allem norddeutschen Städten, das Erbe dieser Zeit, hauptsächlich architektonisch im Stadtbild erhalten geblieben. Die Hanse war jedoch weder eine strukturierte Einheit, gleich einer Handelskompanie, noch ein politisch agierender Verbund. Die verbindenden Elemente der einzelnen Mitglieder waren rein ökonomischer Natur und die wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde nur solange gepflegt wie sie städtischen Eigeninteressen nicht entgegen stand. Dennoch existierte dieser Handelsbund zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert und seine Verbindungen reichten von Island bis nach Spanien und von England bis nach Russland.
Ein Warenaustausch über solch große Distanzen konnte vor der Erfindung des Automobils, der Eisenbahn und des Flugzeuges nur per Schiff erfolgen. Einem Forschungsobjekt also, das in der Geschichtswissenschaft schon umfangreich betrachtet wurde. Zeitgenössische Bezeichnungen für Hochsee-, Küsten- und Binnenschiffe sind besonders für die Hansezeit reichlich überliefert und das heutige Bild der hansezeitlichen Schifffahrt ist durchaus sehr detailliert. Dieses Bild verliert jedoch rasch an Schärfe, wenn man es archäologisch zu überprüfen versucht. Der Vortrag möchte daher einen kritischen Blick auf die Seefahrtsgeschichte der Hansezeit und speziell auf einige maritim-archäologische Befunde dieser Zeit werfen. Hierbei wird jedoch der Fokus auf dem Seehandel und nicht auf der Binnenschifffahrt liegen.