Während in Ostösterreich im 20. Jahrhundert die befestigten Höhensiedlungen im Zentrum des Forschungsinteresses standen, rücken seit Beginn des 21. Jahrhunderts vor allem die Flachlandsiedlungen der Latènezeit in den Fokus. Durch großflächige Magnetprospektionen konnten mehrere Siedlungszentren vollständig erfasst werden. Die Auswertung der Prospektionsdaten mithilfe Geographischer Informationssysteme liefert bisher unbekannte Einblicke in die Siedlungsstruktur und in Prozesse der Siedlungsplanung während der Latènezeit. Es existieren mindestens fünf Größenklassen von Siedlungen, die eine komplexere Hierarchie bilden als bislang angenommen.
Unter den prospektierten Siedlungszentren wurde die Fundstelle in Haselbach (Gemeinde Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg) etwa 30 km westlich von Wien ausgewählt, um in einem internationalen Projekt genauer untersucht zu werden. Die Forschungen werden von der Donau-Universität Krems (Peter Trebsche) und von der Universität Strasbourg (Stephan Fichtl) gemeinsam durchgeführt. Französische und österreichische Studenten gruben in den ersten beiden Grabungskampagnen 2015 und 2016 zwei Bereiche im Norden und im Süden der Siedlung aus. Die zwei Grabungsflächen unterscheiden sich, was die Bebauungsstruktur, das Fundspektrum und die nachweisbaren Aktivitäten betrifft. Im Vortrag werden die ersten Ergebnisse zur Wirtschaftsstruktur und zur Funktion der Grubenhäuser präsentiert.