Obgleich die archäologische Forschung sich schwerpunktmäßig mit Bodenfunden befasst, Bodendenkmale betreut und schützt, wird der Boden noch immer als eine Art Verpackung der archäologischen Informationsträger angesehen. Wo Erden nicht als Baumaterial verwendet wurden, verläuft die Untersuchung des Bodens getrennt von der Auswertung der Funde und Befunde. Erst seit gut 15 Jahren werden Böden als kulturgeschichtliches Archiv anerkannt und im Zuge geoarchäologischer Untersuchungen interdisziplinär betrachtet. Einige der wesentlichen Ausgangspunkte deutschsprachiger und europäischer Forschungen waren hierbei die sogenannte "Svarta Jorden/Black Earth" in Birka, Schweden, und der Nachweis massiver Bodenerosionen im Zuge von großflächigen Rodungen und Starkregenereignissen im späten Mittelalter.
Doch sind weder die Methoden zur Untersuchung und die Potentiale der Böden als Archiv bislang über einen engen fachlichen Kreis hinaus bekannt, noch Maßnahmen zur Unterschutzstellung dieser Ressource im Rahmen des Bodendenkmalschutz diskutiert worden. In dem Vortrag werden die Referenten anhand von Beispielen Möglichkeiten zur Erschließung der wissenschaftlichen Ressource Boden im Kontext der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit vorstellen, ihre Gefährdungslage erläutern und Maßnahmen der Bodendenkmalpflege diskutieren.