Joachim Köninger: Bronzezeitliche Ufersiedlungen – offen, befestigt, weiträumig vernetzt (Vortrag AK Unterwasserarchäologie)

Seit 1980 ist das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg mit den Ufer- und Moorsiedlungen des Landes befasst. Dabei konnten am Bodensee etwa 40 bronzezeitlichen Ufersiedlungen identifiziert werden. Sie reichen von der älteren Frühbronzezeit im 20. Jh. v. Chr. bis ins 9. Jh. v. Chr. Die Siedlungsphasen sind kurzfristig und zeugen somit von einer hohen Besiedlungsdynamik. In Oberschwaben dagegen blieb es bei den bereits im frühen 20. Jh. entdeckten Anlagen der früh-mittelbronzezeitlichen Siedlung Forschner und der spätbronzezeitlichen Wasserburg Buchau, die gleichsam das Federseegebiet beherrschen. Wirtschaftlich basierten die Siedlungen auf der Viehhaltung und dem Feldbau. Hinweise auf eine Spezialisierung einzelner Anlagen etwa auf die Hirschjagd sind die Ausnahme. Die intensivierte Viehhaltung hat die Öffnung der Landschaft zur Folge. Die oft postulierte soziale Differenzierung der bronzezeitlichen Gesellschaft ist an den Strukturen der Seeufersiedlungen kaum abzulesen. Die Bronzeverarbeitung scheint eher ein ad hoc Spezialistentum hervorgebracht zu haben.


Die Uferdörfer waren offenbar Teil eines Siedelsystems, welches anhand der Verbreitung von Höhensiedlungen und befestigter Anlagen ein System begrenzter Territorialität erkennen lässt. Zahlreiche Fremdelemente im Fundmaterial zeigen, dass die bronzezeitlichen Ufersiedlungen in ein weitgespanntes Netz der Kommunikation integriert waren, welches über die Alpen hinweg und an seiner Peripherie bis in den östlichen Mittelmeerraum reichte.


Veranstaltungsort

HS 7 des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie und digital
Franz-Klein-Gasse 1
1190 Wien

Veranstalter

ÖGUF, AK Unterwasserarchäologie
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