Gletscherarchäologie ist auch oder besonders 25 Jahre nach der Auffindung von Ötzi ein Gebot der Stunde. Aufgrund der Klimaerwärmung und der in Folge abschmelzenden Gletscher und Schneefelder eröffnet sich ein neues Aufgabenfeld für die Archäologie. Optimale Erhaltungs-bedingungen für organische Funde erlauben neue und detaillierte Einblicke in die Vorgeschichte. Seit einigen Jahren wird durch das Amt für Bodendenkmäler ein kupfer-, bronze- und römerzeitlicher Fundplatz am Langgrubenjoch (3017 m) im Schnalstal untersucht. Unter dem Fundmaterial sind vor allem Leder- und Fellreste, ein hölzerner Gürtelhaken der Kupferzeit sowie bronzezeitliche Dachschindeln hervorzuheben. Die starke Frequentierung des Alpenhauptkammes seit der Vorgeschichte dokumentiert ein hölzerner Schneereifen aus der späten Jungsteinzeit vom Gurgler Eisjoch (3134 m) im Schnalstal. Gletscherarchäologie umfasst auch jüngere Epochen, im Raum Südtirol vor allem die Relikte aus dem Ersten Weltkrieg. Die Kriegsfront verlief zum Teil über das vergletscherte Hochgebirge, wobei auch die höchsten Gipfel wie der Ortler (3905 m) und die Königspitze (3851 m) besetzt und verteidigt wurden.